..oder schauen wir neugierig hinter einen Vorhang, können wir eine neue Welt erfahren !
Tatü Tata und 112
Ich wusste kaum mehr über Feuerwehren. Das änderte sich, als ich vom geplanten 150 Jahresjubiläum der Feuerwehr Ratingen erfuhr. Und dem Wunsch, den 150. Jahrestag mit einem Bild zu würdigen. Mindestinhalt: Die 8 Gebäude der Ratinger Feuerwehr sollten dargestellt sein.
Das Datum elektrisierte mich. 3.2.1872 =Gründung des Turn- und Feuerwehrvereins. Das war zügig nach der Reichsgründung 1871. Mit jener begann eine – heute sagen wir „Boomphase“ – von Vereinen, Gruppen, Unternehmensgründungen, hineingleitend in die sogenannte „Gründerzeit“. Ein Auf- und Umbruch in vielen Bereichen.
Dann sprudelten weitere Bildfetzen in meinem Kopf, Fragen zur Technik, der „Welt“-geschichte und Symbolen, zum Schutzpatron und der Gesellschaft im Wandel der Zeit. Und die ersten „Schnappschüsse“ zu einer Bildgeschichte bildeten sich.
Im Bild links unten wählte ich als Ausgangspunkt für das Bild den Kanzler Bismarck mit Helm, neben der „Gründungsurkunde“ und als optischen Gegenpol rechts oben, ebenso mit Helm, den Schutzpatron, der heilige St. Florian (…“verschon mein Haus, steck andere an“….kannte ich aus der Kindheit ). Florian, der römische Soldat, spätere Märtyrer, der ertränkt und zu einem Schutzheiligen wurde, mit Wasserkrug Feuer löschend.
Unterhalb des symbolischen Zeitstrahls von links nach rechts Motive und Kleidung aus jener Zeit, z.B. Gebäude. Ein Pferdefuhrwerk als Feuerwehrgefährt in voller Fahrt. Hunde bellen, Kinder staunen…andere Passanten, einer im zeitgemäßen Matrosenanzug, schauen interessiert.
Darüber Landschaft, Kinder lassen Drachen steigen, ein Bauer zieht den Karren, Jugendliche mit Rädern, ein Hochrad. Der technische Fortschritt beschert Doppeldeckerflugzeuge, die ersten Autos, bis hin zur Nachkriegszeit Anfang der 20er, wo Franzosen das Stadtbild prägten – und Ratingen den großen Automobil-Feuerwehrwagen bekam.
Ratinger Häuser, das Stadtsymbol Löwe mit Rad, Biertisch, die Knaben mit dem Daumen, Symbol für den geklemmten Daumen des heiligen Suitbertus und seinem Fluch.
Recherchen, suchen nach Ideen, Geschichten und Entwicklung ergaben, dass bereits vor 2 ½ Tausend Jahren in China Feuerlöschtrupps organisiert wurden. Vor 2 Tsd. Jahren gab es dann in Rom kommunale Feuerwehren.
Doch, wie wurde Löschwasser zum Feuer gebracht? Gab es Eimer, Schläuche, Pumpen?
Eimer, wie wir sie heute kennen, gab es nicht. Behälter waren z.B. Kürbisse, später Holzeimer. Dann wurde Leder zu Eimern genäht, mit Pech gedichtet, die dann in einer Kette von Hand zu Hand gereicht wurden. Es gab auch keine Pumpen, keine Schläuche, die kamen erst vor ca. 400 Jahren (1588 Augsburg – und erste gummierte Schläuche 1865 ).
Sehr aufregend ist die Geschichte vom genähten Eimer zum genähten Schlauch, der ersten Pumpe und Spritze. Es folgten Feuerwehren mit Pumpen auf Pferdewagen! Nach dem Sprung in die „Neuzeit“ bekam Ratingen im 20. Jhdt. einen Feuerwehr LKW.
Im Bild erinnern kleine Beispiele an die alten und neuen Zeiten. In den 20ern war Ratingen von den Franzosen besetzt. Szenen aus der Stadt, Symbol Löwe und Rad, die Jungen mit dem Daumen als Symbol für die Geschichte des Daumenklemmens.
Die braune Zeit überspringend erfolgte 1975 die große kommunale Neugliederung und Ratingen umfasste nun auch Tiefenbroich, Lintorf, Breitscheid, Hösel, Homberg, Eggerscheidt und Schwarzbach. Beschrieben in der Textblase in der Bildmitte mit weiteren historischen Daten.
Weiter rechts unter dem Zeitstrahl noch ein ferngesteuertes Feuerwehrmodell, das Dreirad von Tünkers, Aktionsszenen vom Löschen, dem Vertreiben eines feuerspeienden Drachen und Rettung eines Kätzchens, das sich auf einem Apfelbaum verstiegen hat.
Darüber als Symbol für die Corona-Zeit ein Kopf mit Maske, und ein Laptop als Zeichen für den stets weitergehenden Fortschritt einer hochtechnisierten „Feuerwehr“, die mehr ist, als nur „Feuerwehr“. Die Hauptaufgaben stehen auf dem Zeitstrahl:
Retten-Löschen-Bergen-Schützen!
Darüber von links verschiedene Schutzkleidung, Helme.
Und oben die Gebäude der 8 Feuerwehrstandorte.
Beim Darstellen dieser Gebäude versuchte ich, die Stadteile auch durch die Wappen auf den Fahnen darzustellen. So lernte ich beim Recherchieren, weshalb Breitscheid und Homberg das Pferd im Wappen haben, wie das Höseler Reh, die Eggenscheider Egge, Lintorfs Linde. Das jüngste Wappen hat Tiefenbroich.
Links oben eine Straßenszene, ein umgekippter Lastwagen. Ein Kölsch-Kipper, klar doch: in der Altbierregion!
Rechts auf der Straße eine Freitags-Demo junger Frauen mit Plakaten „FFF“.
Lobenswert: Frauen für die Feuerwehr
Rechts hinten ein Feuer auf der Straße, aber St. Florian darüber passt ja auch auf.
Oben in der Mitte überschaut der Hubschrauber das gesamte Geschehen.
Der Blick über die Landschaft schwenkt in die Ferne links oben Richtung Duisburg/Oberhausen, wo „noch industriell gearbeitet wird“, wo schemenhaft Kühltürme, Hochofen und Schlote an eine Industrie erinnern, die uns hoffentlich noch lange erhalten bleibt.
Ein spannendes Thema mit noch mehr Ideen, als hier im Bild vereinbar waren. Weil ich dabei so viel Neues lernte, spendete ich das große Bild ( 95 x 105 ) der Feuerwehr.
Viel Spaß beim „Lesen“ dieses Bild-Buches und der entstehenden Neugier, mehr nachzuschlagen und zu erfahren.
Rückfragen / Dialog: Steinhoefel.kg@web.de
Blogbeitrag vom Kunstvereinsmitglied Klaus Steinhoefel