Ganz Ratingen als Schauplatz für Kreativität und Kunst


Die zweiten Ratinger Kunsttage

Die zweiten Ratinger Kunsttage vom 8. bis 9. November 2024 haben einmal mehr gezeigt, welches Potenzial kreativen Schaffens in den unterschiedlichsten Darstellungsformen der Menschen der Region schlummert, wenn man ihnen eine Bühne, eine Plattform, Wände bietet, um sich und ihre Kunst zu präsentieren.

Bereits die Premiere der 1. Ratinger Kunsttage 2023 war ein Erfolg und Grund genug, auch in diesem Jahr in enger Kooperation mit der Stadt Ratingen die Veranstaltung zu wiederholen und auszubauen.

Das Erfolgsrezept besteht vor allem aus der Kombination eines breiten Spektrums künstlerischer Techniken der Kunstschaffenden – Malen, Cyanotypie, Kinderbuch-Illustration, Zeichnen, Sticken, PaperArt, ArtistMosaik, Collagen, Fotografie, Skulpturen , den zahlreichen, sehr unterschiedlichen Räumen mit einem jeweils eigenen Charakter und natürlich der künstlerischen Qualität der Werke selbst.

Der unermüdlichen Petra Richter-Rose, Initiatorin und zentrale Organisatorin der Tage, ist es in diesem Jahr gelungen, 39 Kunstschaffende zu mobilisieren und vor allem 19 Standorte in Geschäften, Arztpraxen, Firmen und öffentlichen Gebäuden – auch in den Vororten wie Lintorf, Hösel oder Homberg zu finden, in denen diese Vielfalt der Kunstobjekte adäquat präsentiert werden konnte. Sicher kein einfaches Unterfangen, zumal viele, z.B. Geschäfte oder Praxen sonntags nicht geöffnet sind und daher die Kunsttage nur auf den Freitag und Samstag beschränkt werden mussten. Für zukünftige Kunsttage wird hier an einer Lösung gearbeitet.

Dies gilt auch für die Vernissage, die durch Terminprobleme auf den Freitagabend verlegt werden musste, die aber trotzdem mit über 200 Besucherinnen und Besuchern und einem bunten Programm aus Musik, Theater und Vorträgen als weiterer Erfolg verbucht werden kann.

Eingerahmt wurde der Abend einmal mehr von den internationalen Songs des wunderbaren Storch-Swingtetts unter der Leitung von Svend Dunkhorst, ebenfalls Mitglied im Verein der Ratinger Künstler.

Nach einem Grußwort des stellvertretenden Bürgermeisters der Stadt Ratingen, Patrick Anders, sprach die langjährige Leiterin des Kunstvereins, Elfi Lütcke, über die Geschichte und Aufgaben des Vereins.

Ein weiterer außergewöhnlicher Höhepunkt war die Theatergruppe „Die jungen Dramatiker Ratingen“. Unter der Leitung und Regie von Julian Rober traten neben zahlreichen Statisten sechs junge Schauspielerinnen im Alter von 14 bis 20 Jahren auf, die zum Teil erstmals auf der Bühne standen.

Das kleine Stück „Was ist Kunst?“ haben sie selbst geschrieben. Dabei stellten sie den Begriff „Kunst“ auf unglaublich witzige, satirische und zugleich tiefgründige Weise anhand eines einfachen Stuhls und eines abstrakten Bildes in den Mittelpunkt – immer auf der Suche nach dem, was daran eigentlich Kunst ist. Dass die Ratinger Kunsttage junge Menschen dazu inspiriert haben, ein eigenes Theaterstück zu entwickeln, zeigt einmal mehr die enorme, generationenübergreifende Kraft kreativen Schaffens.

Ein weiteres gutes Beispiel für die Vielfalt von Kreativität und Kunst war Alexander Seidl, dem es – neben seinen Fotografien und Texten – an diesem Abend erneut gelang, mit seiner Musik das Publikum zu verzaubern. Durch seinen Charme, seine professionelle Interaktion mit den Zuhörenden und die Qualität seiner Lieder schuf er unglaublich emotionale Momente, die sicher noch lange nachhallen werden.


Ein wichtiges, schon lange angedachtes Novum der Kunsttage in diesem Jahr war die Einbeziehung des Jugendzentrums LUX in der Innenstadt, wo sechs junge Künstler und Heiner van Schwamen ihre Werke präsentierten. „Unglaublich, was diese Ausstellung im LUX ausgelöst hat. Neben den langen Gesprächen der jungen Künstler selbst über ihre Werke und die Kunst an sich waren es vor allem die jungen Besucher des Normalbetriebs, die diese ungewohnte Aktion als Bereicherung empfanden und so zum Teil erstmals an das Thema Kunst herangeführt werden konnten“, so Heiner van Schwamen, der als großer Mentor der kreativen Jugendarbeit in Ratingen diesen Aspekt auch bei zukünftigen Kunsttagen ausbauen möchte.

Es ist unmöglich, hier alle 39 Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten und Erfahrungen zu den Kunsttagen zu Wort kommen zu lassen; dennoch lassen sich klare Tendenzen erkennen. So wünschen sich fast alle auch den Sonntag für ihre Präsentationen und eine stärkere Konzentration der Angebote auf größere Orte in der Innenstadt, ohne jedoch die Außenbezirke zu vernachlässigen.

Viele lobten die Organisation und besonders die Vernissage, die den Kunsttagen in diesem Jahr einen besonderen Akzent verlieh. Die über 1200 Besucherinnen und Besucher, die Presseresonanz und die hohe Motivation aller Beteiligten machen neugierig auf die Kunsttage in Ratingen 2025.

© Text Michael Troesser © Fotos Kunstverein Ratingen e.V. / seidlphotography 2024