„Heimat“


Kunstausstellung im Sankt-Marien-Seniorenheim

Ratingen

Auch in diesem Jahr findet wieder die Gruppenausstellung der Mitglieder des Kunstvereins Ratingen im Sankt-Marien-Seniorenheim Ratingen statt. Eine Tradition, die in den 90er-Jahren durch die enge Zusammenarbeit des früheren Clubs Ratinger Maler und der „Blauen Engel“ begann, die sich sehr für die Ausstattung des Heims mit Kunst einsetzten.


Seit Ende der 90er-Jahre wurden regelmäßig Ausstellungen organisiert. Jedes Jahr waren diese ein besonderer Höhepunkt, belebten doch die unterschiedlichen Gemälde die Wände und eröffneten den Bewohnern Raum zum Interpretieren, Träumen, Erinnern und Genießen.

Am Donnerstag, den 28. November 2024, wurde die inzwischen 33. Ausstellung bei einer Vernissage im großen Foyer direkt hinter dem Eingang eröffnet. Fast alle Senioren und Seniorinnen des Hauses wollten sich die für sie außergewöhnliche Feierstunde nicht entgehen lassen, zumal das Thema Heimat für jeden, vor allem aber für betagte Menschen, eine besondere Bedeutung hat.

Nach der Begrüßung durch den Leiter des Seniorenheims, Horst Ramm, ging die Vorsitzende des Kunstvereins, Frau Lütcke, auf den Begriff Heimat und dessen wechselvolle Geschichte ein – insbesondere in Deutschland. Seit Jahrhunderten war Heimat ein Ort der Wurzeln, der Kindheit, der Geborgenheit und letztlich auch ein Zufluchtsort und Anker.
Diese Bedeutung geriet jedoch durch die Instrumentalisierung des Begriffs für die nationalsozialistische Propaganda in Verruf. Nachdem der Begriff in den 50er-Jahren als altertümlich, verschroben und altbacken empfunden wurde, erlangte er erst Jahre später wieder seine ursprüngliche, wichtige Bedeutung: Heimat als zentraler Moment des eigenen Lebens.

Frau Lütcke illustrierte diesen Punkt eindrucksvoll mit einem gefühlvollen Gedicht eines Freundes, mit dem sie vor Jahren ein Buch herausgegeben hatte, zu dem sie selbst die Illustrationen beigesteuert hat.

Heimat

Heimat ist, wo man geboren,
sich die Liebste auserkoren.
Es ist auch die Kirchturmglocke
und ein Bild am Nagelstocke.

Heimat ist, mit Freunden zechen,
über alte Zeiten sprechen;
Lieder singen mit den Alten
und an Bräuchen festzuhalten.

Heimat ist, wo wilde Wellen
eilig ihres Weges schnellen
und wo über Berg und Tal
huscht ein letzter Sonnenstrahl.

Heimat ist ’ne Menge mehr,
denn Heimat heißt: „Hier komm’ ich her.“
Mich umgeben hier vertraute,
angestammte Mutterlaute.

Heimat ist ein trauter Ort
und ein altes deutsches Wort.
Nennt mich Träumer, lacht mich aus,
Heimat ist für mich Zuhaus’.

Heimat ist der Lindenbaum,
alter Prell im Zwischenraum
auf dem Boden, in der Schwebe,
fahles Licht und Spanngewebe.

Heimat ist ein schön‘ Gedicht,
dessen Sprache dich besticht
und dir liebevoll bekundet,
dass nur hier dein Herz gesundet.“

Horst Brink

(Gedicht hier vollständig zitiert.)

Nach dieser ausdrucksstarken Einführung konnten die Senioren bei Kaffee, Kuchen und Schnittchen zusammen mit einigen anwesenden Künstlern den Nachmittag und die teilweise erstklassigen kreativen Arbeiten in vorweihnachtlicher Atmosphäre genießen.

Mit derartigen Ausstellungen kommt der Kunstverein auch seinem Anspruch nach, durch Kunst in sozialen Einrichtungen Orte der Begegnung zu schaffen.

© Text Michael Troesser © Fotos Kunstverein Ratingen e.V.