Ausstellung in der Städtischen Musikschule vom 7. Februar bis 9. April 2025
Jeder Verein „stirbt“ im Laufe der Zeit, wenn nicht neue Mitglieder hinzukommen. Insbesondere gilt das in Vereinen, die sich zum Ziel gesetzt haben, kreative Ausdrucksformen zu finden. Aber wie findet ein Verein mit einer langen Tradition neue Mitglieder? Wie finden neue Mitglieder ihren Platz im Verein? Wie kann sich ein Verein durch neue Mitglieder weiterentwickeln? Diese Fragestellungen möchte ich in den Mittelpunkt dieses Blogbeitrags stellen.
Auch für Petra Richter-Rose, die diese Ausstellung kuratiert hat, ist die Weiterentwicklung des Kunstvereins ein Herzensanliegen. Sie möchte den Verein für neue kreative Kunstschaffende und für ein breites Spektrum von Techniken öffnen. Darüber hinaus möchte sie neue Mitglieder fördern und so zu deren künstlerischen Entwicklung beitragen. Aus diesem Anliegen heraus entstand auch das Thema für die Ausstellung „Neue Mitglieder des Kunstvereins stellen aus“, die vom 7. Februar bis zum 9. April in der Städtischen Musikschule stattfindet.
Die Vereinsvorsitzende Elfi Lütcke freute sich bei der Ansprache anlässlich der Vernissage, dass 2024 dreizehn neue Mitglieder in den Verein eingetreten sind, von denen acht an der Ausstellung teilnehmen. Die meisten von ihnen sind seit ziemlich genau einem Jahr mit dabei. Das „jüngste“ Mitglied ist Angelika Bohnen, die erst seit dem Sommer einen Platz im Verein gefunden hat. Neu in Ratingen zugezogen, suchte sie nach einer Möglichkeit, ihre künstlerischen Arbeiten zu präsentieren.

Vom Kunstverein erfahren hat sie durch die Aktivitäten des KreativAteliers Pauline Kugler, wo sie an Malkursen teilgenommen hat. Auch Nicole Malcherowitz und Tina Carstens fanden über Pauline Kugler in den Verein. Sie nutzten die Möglichkeiten in der Galerie im Arkadenhof auszustellen, die leider nicht mehr gegeben sind.

Andere Mitglieder wurden durch die von Petra Richter-Rose organisierten Ratinger Kunsttage auf den Kunstverein aufmerksam. „Als ich in der Zeitung las, dass auch Kunstschaffende ausstellen dürfen, die nicht Vereinsmitglieder sind, war das für mich wie in Fingerzeig Gottes“, erzählt Heiner van Schwamen, „bei mir stapelten sich die Bilder, die ich in der Coronazeit im stillen Kämmerlein gemalt hatte. Sollten diese Werke jetzt einen Weg in die Öffentlichkeit finden?“.

Auch Christine Hein und ich haben durch die Kunsttage vom Ratinger Kunstverein erfahren. Die Bekanntschaft zu anderen Kunstvereinsmitgliedern kann ebenfalls einen Weg in den Verein bilden. Für Susanne Bons war das eine Kollegin. Jutta und Werner Köhler kennen den Verein schon lange und haben viele Ausstellungen von Bekannten besucht. Gerne wären sie schon früher Mitglied geworden. Das war aber nicht möglich, waren sie doch „nur“ Fotografen und keine Maler. Erst die Öffnung des Kunstvereins für viele unterschiedliche Kunstrichtungen machte für sie die Mitgliedschaft möglich und auch ich als „Nichtmaler“ konnte nur dank dieser Öffnung einen Platz im Verein finden.

Die Motivation für die Mitgliedschaft war bei allen Neumitgliedern ähnlich. Sie möchten, wie Tina Carstens es ausdrückt, keine Einzelkämpfer sein, sind auf der Suche nach künstlerischem Austausch, Inspiration und neuen Techniken. Für Nicole Malcherowitz ist der Austausch mit erfahrenen Künstlern wichtig. Sie möchte auch lernen, wie Ausstellungen ablaufen und wie man sich als Künstler präsentiert. Das Zusammensein in einer Gruppe Gleichgesinnter bietet für viele die Grundlage für interessanten Gesprächsstoff und der Ausbau privater Kontakte wird ermöglicht. Ein wichtiger Grund für die Mitgliedschaft ist für alle, dass sie die Möglichkeit bekommen an Ausstellungen teilzunehmen und so die Gelegenheit haben, ihre Kunst in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Nach einem Jahr Mitgliedschaft sagen alle, dass viele ihrer Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Ich hätte es vor einem Jahr nicht für möglich gehalten, dass man in so kurzer Zeit so viele interessante Menschen kennenlernen kann. Die Teilnahme an Ausstellungen ist eine Bereicherung und eine Belohnung für die eigene künstlerische Arbeit. Bei Ausstellungen kann man die Gemeinschaft besonders genießen und bekommt neue Impulse. Heiner van Schwamen geht noch einen Schritt weiter. Er genießt schon den Prozess des Aufbaus, wenn unter erfahrener Leitung aus einem kahlen Raum ein Kunstraum geschaffen wird.
Darüber hinaus verändert sich auch die eigene künstlerische Arbeit. Dem Ehepaar Köhler hat die Auseinandersetzung mit anderen Kunstrichtungen dabei geholfen neu und anders sehen zu lernen. Sie freuen sich darüber, dass sich ihre Arbeiten deutlich in Richtung Fotokunst verändert haben.

Etwas für eine Ausstellung zu gestalten ist immer eine besondere Herausforderung und regt dazu an sich kritisch mit seiner Arbeit auseinanderzusetzen, genauer hinzusehen, seine Techniken zu verfeinern und so professioneller zu werden. Ausstellungsthemen stellen Aufgaben und regen die Kreativität an. Da Skulpturen häufig aus verschiedenen Gründen keinen Platz in Ausstellungen finden, war es für mich persönlich eine besondere Herausforderung meine Werke „an die Wand zu bringen“. Dieser Aufgabe hätte ich mich ohne die Mitgliedschaft im Kunstverein nicht so schnell gestellt.

Sich mit anderen zu vergleichen oder Aufgaben gestellt zu bekommen kann aber auch Druck aufbauen. Christine Hein haderte plötzlich mit ihrem kleinen Format. Was ist, wenn man bei einer Ausstellung mitmachen möchte, einem aber nichts einfällt oder man mit seiner Arbeit unzufrieden ist? Für Christine ist es wichtig Gelassenheit zu bewahren. Man muss nicht auf jeder Hochzeit tanzen. Qualität geht vor Quantität. Susanne Bons freut sich besonders darüber, dass einige Mitglieder den Weg in ihr Atelier am Papiermühlenweg gefunden haben. Gerne würde sie dies noch intensivieren und auch einmal mit anderen gemeinsam dort malen um sich auszutauschen.

Was soll sich noch verändern? Welche Anregungen und Wünsche haben die neuen Mitglieder? Zunächst einmal wünscht man sich noch mehr Mitglieder. Das Ehepaar Köhler wünscht sich weitere Fotografen um eine stärkere Ausrichtung im Bereich Fotokunst zu erreichen. Nicole Malcherowitz wünscht sich mehr junge Mitglieder mit neuen modernen Ideen. Junge Menschen zu gewinnen und den Kunstverein so zu öffnen, dass er auch für junge Menschen interessant ist, ist auch für Heiner van Schwamen ein zentrales Anliegen. Er wünscht sich innerhalb der Vereinsstrukturen mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten und zahlreichere Mitgestaltende. Schön wäre es, wenn Kunst durch und mit dem Verein noch mehr Sichtbarkeit in der Stadt Ratingen gewinnen würde.
Dafür, dass der Verein hier auf einem guten Weg ist, ist die Ausstellung „Neue Mitglieder stellen aus“ ein gutes Beispiel. Die Kooperation zwischen Kunstverein und Städtischer Musikschule konnte in den letzten Jahren durch die von Petra Richter-Rose organisierten Ausstellungen intensiviert werden zum Wohle beider Partner. Herr Sevenich, der Leiter der Städtischen Musikschule, ist dankbar dafür, dass seine Wände als Ausstellungsflächen entdeckt wurden, wie er in seiner Begrüßungsansprache betonte.

Die Vernissage war ein großer Erfolg auch durch die ausgezeichneten Darbietungen der Schlagzeuggruppen der Musikschule. Kunstschaffende freuen sich über attraktive Ausstellungsflächen und Musikschaffende freuen sich über Möglichkeiten aufzutreten. Ein besonderer Dank geht an Petra Richter-Rose, die durch ihre Ideen, ihre Arbeit und ihr Organisationstalent diesen Erfolg möglich gemacht hat.
© Text Petra Baierl / Bilder privat