Kunstausstellung „Kunst im Glück“ von Svend Dunkhorst in Ratingen
Es gibt Momente und Orte, in die man förmlich hineingezogen wird, bei denen die Sinne verführt werden, bei denen das Umliegende zurücktritt und man manchmal eins wird mit der Situation und deren momentanen Entäußerungen. Einen solchen Flow kann Musik erzeugen, Theater, Sprache oder eben die Kunst. Das kann Drama sein oder auch Glück.
Einen solchen Glücksmoment möchte einem der Künstler Svend Dunkhorst schenken, wenn man die Immobilienagentur „WohnGlück“ betritt, wo sich an den hohen Wänden dieses geschichtsträchtigen Hauses seine großformatigen, geometrischen Bilder optimal einfügen. So verwandelt er die Räume in einen Ort, den er entsprechend „Kunst im Glück“ nennt. Ein hoher Anspruch, ein mutiger Titel und die Gefahr, dass die Besucher und Besucherinnen ihren Glücksmoment nicht finden und eher verwirrt sind, wenn sie auf die stark geometrischen, farbigen, großen Leinwände stoßen, die sie unter Umständen so nicht erwartet hätten und denken: Ist das Kunst?
Doch wenn man sich dann einlässt auf das Zusammenspiel dieser großen Formfelder, auf die stark linear zusammengestellten Flächen, die plötzlich von kurvigen weiteren übermalt sind, die die ursprünglichen Farben bei ihren Übergängen zu einer dritten werden lassen, wenn man sich dieser Symbiose von Farben und Formen hingibt, geschieht etwas Spannendes und gleichsam Wunderbares: Die eher konstruierten Felder lösen sich auf, es wird ein eigenes Bild im Kopf erzeugt, es entstehen eigene Geschichten, denn jedes Kunstwerk vervollständigt sich erst in dem Zusammenspiel von Werk und Sehendem, von Künstler und Betrachtenden. Erst dann wird das farbige Angebot zu meinem Bild, zu meiner Interpretation, kann ich meine eigene Geschichte daraus machen. Je abstrakter das Werk, desto mehr Möglichkeiten habe ich, aus dem angebotenen Bild mein Bild zu generieren. Diesen Moment, diesen Prozess, diese Symbiose fordert jedes Werk heraus. Für den und die Interessierte oft anstrengend und gewinnbringend zugleich. Doch hier beginnt Kunst.
Lassen Sie mich das an einem konkreteren Beispiel aus der Ausstellung verdeutlichen. Das mittelformatige Bild ‘Albero’ hat zu zahlreichen Gesprächen und Interpretationen geführt. Für die Eine war das Bild eine Theaterbühne, vor der sich ein roter Vorhang öffnet, für einen Anderen ein Nikolaus mit seiner roten Mütze und hellem Schnauzbart, wieder ein Anderer sah darin eine rot gewandete schwangere Frau, die sich vornüber beugt, für den Künstler selbst war es ein hoher, roter Baum vor einer weiten Landschaft. So nahm jeder seinen Eindruck mit und ließ sich von den weiteren Interpretationen inspirieren. Jetzt sind Sie eingeladen, liebe Leserin, lieber Leser, sich Ihr eigenes Bild aus diesem Kunstwerk zu machen.
Svend Dunkhorst, sympathischer großer Lockenkopf, oft ein verschmitztes, geheimnisvolles Lächeln im Gesicht, hat seine ersten kreativen Schritte als Vierzehnjähriger in der Schule gemacht. Er spielte in seiner Schüler-Band, nachdem er sich das Gitarrenspiel selbst beigebracht hatte, ohne Noten lesen zu können. Später begann er Comics zu zeichnen und wollte Kunst studieren. Doch dann kam alles anders: Er studierte Physik (er war in der Schule schon ein Einserkandidat in Mathematik), doch war es damals schwer, als „Physiker“ einen Job zu bekommen. So wurde er schließlich Informatiker und hat parallel dazu immer seine beiden Geliebten gepflegt und weiterentwickelt: Die Musik und die Kunst.
Seit er mit 57 Jahren seinen Beruf an den Nagel hängte, kann er schließlich seine beiden Leidenschaften voll ausleben. Er spielt in seiner eigenen Band Gitarre und hat für sich eine neue Kunstform entwickelt, die er – Verknüpfungen zu seinem frühen Leben nicht ausgeschlossen – Elements nennt. Und tatsächlich erscheinen einem die großen Flächen wie farbige Elemente, die umeinander spielen, sich überlagern, wieder auseinandergehen und eine eigene, jeweils neue Formensprache erzeugen.
Um die richtige Harmonie, die optimale Zusammensetzung von Form und Farbe zu erzeugen, nutzt er die Möglichkeiten moderner digitaler Technik am PC. Wenn ihm das so konstruierte Werk auf dem Monitor gefällt, überträgt er es auf eine große Leinwand, um daraus sein individuelles Unikat, meist mit Acrylfarbe, zu kreieren. Sicher könnte man mit hohem Aufwand solche Vorlagen auch drucken, aber es hätte nie den Charme seines eigenen, mit den Händen geschaffenen Werkes, in das er sogar kleine Fehler und Sonderheiten einpflegt, die ihm der Computer in seiner digital gefangenen Welt nicht schaffen könnte. All dies schöpft er nicht in einem einzigen Atelier, sondern, jeweils nach der Sonne ausgerichtet, an verschiedensten Orten in seinem Haus und Garten in Düsseldorf Angermund, wo er mit seiner Frau Astrid und den zwei Söhnen lebt.
Einen kleinen Einblick in eines seiner nächsten Projekte kann man auch bei der Ausstellung am Rande entdecken, drei kleine Kuben, auf denen er ferngesteuert wunderbare, bewegliche Farbkombinationen erzeugen und sogar durch programmierte Buchstaben ganze Sätze zaubern kann. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte dieses kreativen Kopfes auf der Grenzlinie zwischen Kunst, Physik, Technik und Programmierkompetenz. Man darf gespannt sein.
Insgesamt eine lohnende Ausstellung, die erst durch die kunstafine und kreative Maklerin Meike Küppers und ihrem Partner möglich wurde, die sich auf einer Ausstellung des Kunstvereins Ratingen e.V. in die Formen- und Farbensprache des Künstlers Dunkhorst verliebt haben und ihre Räume spontan für dieses Glück von Farbe und Form zur Verfügung stellen. Die Ausstellung kann nach Absprache besucht und die Bilder entsprechend gekauft werden.
“WohnGlück“, Meike Küppers, www.wohnglueck-agentur.de
Svend Dunkhorst, www.svedu.de
© Text Michael Troesser © Fotos Michael Troesser, Svend Dunkhorst