Der Film: “Thomas Schütte – Ich bin nicht allein“
Der Kunstverein Ratingen e.V. legt, angeregt einmal mehr von Petra Richter-Rose, ein neues, langfristig angelegtes Projekt vor: Kunst und Kino in Ratingen.
Viermal im Jahr sollen in enger Kooperation mit dem Studio Kino Ratingen Kinofilme über Künstler und Künstlerinnen präsentiert werden. Dabei sind diese Sonntagsmatineen nicht nur für die Mitglieder des Vereins geplant, sondern jeder und jede kann die Vorführungen besuchen. Diese Öffnung ist ein zentraler Wunsch des Vereins, der mit seinen Angeboten das Kunstleben in der gesamten Stadt Ratingen beleben möchte.
Das Kino war bei der ersten Vorführung fast bis auf den letzten Platz besetzt. Das zeigt, wie groß das Interesse an Kunst auch außerhalb des Kunstvereins in Ratingen ist. Den Auftakt machte am Sonntag, den 21. April 2024, der Dokumentarfilm „Thomas Schütte – Ich bin nicht allein“ von der Filmemacherin Corinna Belz, die auch die erstklassige Dokumentation über Gerhard Richter produziert hat.
Über mehr als zwei Jahre hat Belz mit ihrem Team den Künstler sensibel begleitet und so einen Film geschaffen, der einem Thomas Schütte sowohl als Mensch und Künstler, vor allem aber auch sein Werk näher bringt. Dadurch ist der Dokumentarfilm alles andere als langweilig. Als eine Art roter Faden des Films dient eine „Nixe“, die zu Beginn als kleine Miniatur-Figur gezeigt wird, die dann während des gesamten Films zu einer überlebensgroßen Meerjungfrau wächst.
Ein schönes Symbol auch dafür, wie Thomas Schütte, 1954 geboren, vom Studenten an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er von 1973 bis 1981 Meisterschüler bei Gerhard Richter war, über die Jahre hinweg zu einem international renommierten Künstler gewachsen ist.
Spannend dabei ist auch zu sehen, wie sich die Möglichkeiten der Kreativität in den letzten Jahrzehnten gewandelt haben: Schütte, der nicht nur Bildhauer, sondern auch ein hervorragender Zeichner ist, öffnet sich parallel zu analogen Arbeiten nun auch neugierig der digitalen Technik wie zum Beispiel der Computersimulation.
Dem Film gelingt es, den Künstler in seiner gesamten Ambivalenz zu zeigen. Auf der einen Seite als einen oft in sich gekehrten, eher einsamen Menschen, der sich unter anderem intensiv mit der Endlichkeit des Daseins und dem Tod beschäftigt, auf der anderen Seite den großen, erstklassigen Künstler, der mit seinen voluminösen Skulpturen und außergewöhnlichen Architekturmodellen internationale Anerkennung erhalten hat und hält, ob in NYC, Chicago oder auf der Dokumenta usw.
Man geht aus dem Kino mit dem Gefühl, dem Großmeister näher gekommen zu sein, und hat Lust, sich von seinen Werken in der Realität begeistern zu lassen, zum Beispiel aktuell in einer 800qm großen Lagerhalle in Neuss. Man darf gespannt sein, wie sich diese gelungene Kooperation vom Kunstverein und dem Ratinger Kino weiterentwickelt, welche Filme ausgesucht werden, und auf die Resonanz auch innerhalb der Stadt Ratingen.
Info: Viermal im Jahr, Sonntags um 11 Uhr, 12 Euro, inklusive einem Begrüßungsgetränk und einer Brezel.
© Text: Michael Troesser © Fotos: Corinna Belz Filmproduktion