Wie in einer anderen Welt

Open-air Theater Rembrandt in Leiden/NL

Ein Teil der Innenstadt, das Pieterskwartier, der altehrwürdigen Universitätsstadt Leiden war am 9.- und 10. Juli 2022 abgesperrt. Betrat man das Viertel, war man in einer anderen Welt. Hunderte Komparsen, Statisten und Schauspieler in Originalkostümen sowie historische Materialien, z.B. alte Handkarren, Waschtröge oder Guillotinen aus dieser Zeit, verwandelten die schmalen Gassen und Plätze in ein Open-Air Theater. So wurde eine authentische Atmosphäre des 17. Jahrhunderts geschaffen, die jeden der Besucher und Besucherinnen in die Zeit Rembrandts versetzte, einen der größten Maler der Niederlanden und Sohn der Stadt.

Leiden ist sehr stolz auf Rembrandt van Rijn, der am 15. Juli 1606 als neuntes Kind eines Müllers dort geboren wurde. Er wuchs die ersten 25 Jahre in angemessenem Wohlstand auf, studierte anfänglich an der Universität zu Leiden und entwickelte – inspiriert u.a von Lucas van Leyden, sein kreatives Talent, experimentierte mit immer neuen Techniken und Rohstoffen, bis er schließlich so zu malen begann, wie wir es heute noch kennen. Obwohl er oft mit Amsterdam in Verbindung gebracht wird, empfindet Leiden ihn als „ihren“ wichtigsten, historischen Bürger, der hier seine ersten kreativen Schritte wagte. Bereits 2006 feierte Leiden den 400. Geburtstag ihres großen Sohnes mit einem Rembrandt-Festival, bei dem mehrere hundert Leidener aus allen Gesellschaftsschichten vor vielen tausend Besuchern ehrenamtlich auftraten: Live-Malerei, Possenspiel, Schauspiel, Theater und Musik wurden den Besuchern in der Stadt präsentiert

Durch die Initiative hunderter, ehrenamtlicher Bürgerinnen und Bürger wird das Theater nun jährlich erneut aufgeführt.

Die Geschichte beginnt in Rembrandts Geburtshaus, führte durch die Altstadt hin zur Universität.

Man sieht den jungen Rembrandt, seine ersten Zeichnungen unter dem Arm, die er den Wäscherinnen zeigte, die ihn verspotteten, während einige junge Mädchen von ihm begeistert waren und selbst begannen, am Rande einer Gracht zu malen.

Zwar konnte man als jemand, der nicht Niederländisch spricht, die Geschichte nur zum Teil verstehen, doch spannend wurde es, wenn die Gruppen, vom Trommler angeführt, auf einen Platz zog, wo sich alle Schauspieler aufstellten, ihre Bewegungen einfroren und so z.B. das berühmte Bild „Die Nachtwache“ nachspielten. Unglaublich, wie durch schauspielerische Leistung und Präzision die historische Vorlage wieder lebendig wurde.

Ein Erlebnis, das jedem, der sich für Malerei und Rembrandt interessiert, noch einmal neue Aspekte des Künstlers eröffnet und lange in Erinnerung bleiben wird.

Übrigens auch interessant: Das „Young Rembrand Studio“ in Leiden, in dem das gesamte Leben Rembrandts durch eine 3-D Animation nachgezeichnet wird, vor allem, um auch jungen Menschen einen Zugang zu dem großen Künstler zu erschließen. Der Eintritt ist ebenfalls frei.

Weitere Infos:

www.leidserembrandtdagen.nl

www.youngrembrandtstudio.nl

C Text/Bilder Michael Troesser