Das reddot Design Museum in Essen
Die Augen wollen verwöhnt werden, die Sinne verführt, die Funktion und Nutzung müssen perfekt sein und die Farben betören. Dann kann ein Sessel zu meinem Lieblingsort werden, meine Jacke zum Lieblingskleidungsstück, meine Uhr zum liebgewonnenen Begleiter oder ein Auto zum Sehnsuchtswagen. Das gilt für alle Gegenstände des Alltags, denn jedes Ding ist irgendwann einmal ausgedacht, designet und gebaut worden, auch wenn uns das nicht immer bewusst ist, während wir unsere Zahnbürste oder Kaffeemaschine nutzen.
Was aber sind die besten Dinge, bei denen Form, Funktion, Emotion und Gebrauchswert zusammen das Optimum bieten? Kann man das überhaupt messen, lässt der subjektive Geschmack und Persönlichkeitsfaktor das überhaupt zu?
Wie bei anderen Preisen z.B. Fernseh- oder filmpreisen auch scheinbar ja, wenn genug Fachleute in einer Jury dies aussuchen, bewerten und schließlich bepreisen.
Bereits seit 1955 gibt es einen solchen Preis, der früher „Design Innovation“ und seit 2000 reddot Design Award heißt und mit dem entsprechenden Logo versehen ist, einem roten Punkt mit Streifen wie eine Weltkugel, der die Internationalität des Preises symbolisieren soll. Er ist – anders als z.B. der Grimme-Preis – für die Bewerber kostenpflichtig und wird von der Dot GmbH & Co. KG in vier verschiedenen Kategorien vergeben: An Produkte, Marken, Kommunikationsdesignarbeiten uns Prototypen.(siehe:https://www.red-dot.org)
Neben dem Award selbst, der vor allem durch die kostenpflichtige Beteiligung nicht ohne Kritik bleibt (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Red_Dot_Design_Award), gibt es das reddot design museum auf Zeche Zollverein in Essen (www.red-dot-design-museum.de), in dem neben Sonderausstellungen die Objekte des reddot Designpreises zu sehen sind. Inzwischen gehört das Museum zu den TOP 8 wichtigsten Design-Museen weltweit.
Besucht man die Ausstellung, so taucht man ein in faszinierende Räume der alten Zeche, die als Kulturerbe ja weitgehend erhalten sind mit ihren rostigen Rohren, alten Messinstrumenten und hohen Gängen. Dazwischen dann die modernen, z.T. bekannten, vor allem aber auch neuen Gegenstände mit besonderem Design und spezieller Funktion.
Diese Kombination von Alt und Neu, vor allem aber von früherer Produktionsstätte auf der Zeche und den aktuellen Produkten machen den besonderen Reiz aus.
Allerdings und zum Glück ist es dem Museum wichtig, die Besucher in die Welt des Designs auch didaktisch einzuführen z.B. mit entsprechenden Texttafeln. Neben jedem Designobjekt wird seine Funktion, der Designer und in einer Rankingskala von 10 Punkten zu den Themen Funktion, Verführung, Gebrauch und Verantwortung der ausgestellten Produkte gezeigt.
Das ist auch deshalb schon nötig, weil man bei manchen hochmodernen Designstücken deren Funktion kaum noch erkennen kann.
Interessant bei diesen vier Qualitätskriterien ist vor allem das Thema: “Verantwortung“, bei dem bei der Gestaltung eines Produktes auch immer eine Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt einhergeht.: „Unternehmer und Designer können schon im Vorfeld einer Produktentwicklung überlegen, wie sie es nachhaltiger, langlebiger und umweltverträglicher gestalten und produzieren können“(Museumsbroschüre).
Nach diesen Designqualitäten folgen die Gestaltungsprinzipien „Form follows function“, „Form follows emotion“ sowie „Die Ausführung“, „Die dominante Form“, „Neue und intelligente Materialen“.
Spannend auch ein ganz Moderner Bereich, z.B. das Design im Zeitalter von „Big Data“ wie z.B. „Roboterdesign – zwischen humanoid und technoid“, bei dem es z.B. um die Gestaltung von Industrie- und haushalsroboter geht.
Geht man dann durch die Ausstellungen, kann man sich nicht sattsehen an den bekannten Designobjekten (z.B. von Appleprodukten oder dem Fiat 500) bis hin zu Neugestaltungen, denen man vielleicht irgendwann einmal im Alltag begegenen wird.
Ob man allerdings die Entscheidung der Jury teilt, einer Stehlampe oder neu gestalteten Heizkörper den ersten Preis zukommen zu lassen, sei dahin gestellt.
Auf jeden Fall aber verlässt man die Hallen mit dem Gefühl, mehr über Design gelernt zu haben und sieht so manche Gegenstände des Alltags nun mit anderen Augen.
Fazit: Für jeden und jede, der oder die sich für schöne Alltagsgegenstände deren Entwicklung, Ästhetik und Funktion interessiert, unbedingt sehenswert.
Text und Bilder: Dr. Michael Troesser, der selbst einmal an der Folkwangschule in Essen Industriedesign studiert hat.