Die Weihnachtsfeier des Vereins Ratinger Maler e.V. fand in diesem Jahr in einem völlig anderen Rahmen statt, als gewohnt. Das langjährige Vereinsmitglied Micaela Villa hatte alle am 9.12.2023 zu einer „bergischen Kaffeetafel“ in ihr Haus in Ratingen Hösel eingeladen, zu der jeder und jede der fünfzehn Mitglieder etwas Kulinarisches mitbrachte und einen wunderschönen Nachmittag erlebte.
Zu Beginn allerdings teilte Micaela mit, dass sie schon am Ende des Jahres mit ihrem Mann nach Kronberg bei Frankfurt ziehen werde und daher dieses Treffen nicht nur eine Weihnachtsfeier, sondern auch ein angemessener Rahmen für ihr Abschiedsfest war.
Alle waren natürlich sehr erstaunt und traurig, dass Micaela, die schon 1998 dem damaligen Club Ratinger Maler beitrat, den Verein verlassen wird. Nicht nur durch ihr Engagement, ihr mexikanisches Temperament, vor allem durch die hohe künstlerische Qualität ihrer Arbeiten hat sie den Verein immer wieder belebt und weitergebracht.
Höhepunkt des Nachmittags war eine „Überraschung“, nämlich drei mexikanische Musiker, eine typisch mexikanische Mariachi-Band, die es mit ihrer landesüblichen Tracht, großen Sombreros und Instrumenten schaffte, innerhalb kürzester Zeit eine unglaubliche Stimmung zu erzeugen. Vor allem bei Liedern wie „Frohe Weihnachten“ auf spanisch („feliz navidad“) sangen alle mit und bekamen eine Art mexikanisches Gefühl, das sicher bei einigen noch lange nachhallen wird.
Zu der temperamentvollen Musik wurde über eine Stunde getanzt, gesungen und gelacht, bis der Nachmittgag mit einem Besuch des Ateliers nebenan langsam ausklang, nicht ohne ein wenig Wehmut, dass sie nun nicht mehr den Verein unterstützen wird.
Micaela wurde als zweitälteste von acht Kindern in Colima, Mexiko, geboren, das damals noch der sogenannten Dritten Welt angehörte.Schon als kleines Mädchen hat sie für 30 Cent ihren Mitschülerinnen kleine Puppen gezeichnet, die man ausschneiden und mit bunten Kleidern aus Papiere ankleiden konnte, verkauft.
Noch vor dem Abitur ist sie in eine Kunstschule, heute würde man sagen Akademie, gegangen, um viel über ihre Leidenschaft, die Kunst, zu lernen. Pinsel und Leinwände konnte sie nur finanzieren, indem sie abends in einer Discothek als Barkeeperin arbeite. Später absolvierte sie neben dem Kunststudium eine Ausbildung zur bilingualen Sekretärin, parallel machte sie auf einem Abendgymnasium noch ihr Abitur nach. Meist mußte sie von morgens 7 Uhr bis spät abends arbeiten und lernen, um ihr großes Ziel, Künstlerin zu werden, verwirklichen zu können. Wie sie all dies mit ihrem „mexikanischen Temprament“ (sie bezeichnet sich selbst augenzwinkernd als recht unpünktlich), vereinbaren konnte, bleibt ihr Geheimnis.
Über ein Auslandsstipendium kam sie ein Jahr nach Freiburg, wo sie ihren Mann, der damals Jura studierte, kennenlernte. Nach langen Aufenthalten des Paares in Paris, Heppenheim und Dresden kam sie 1979 nach Ratingen, wo sie – neben einem Kunststudium in Krefeld – ihre drei Kinder großzog. Viele ihrer professionellen, meist realistischen Arbeiten sind bis heute getragen von dem „Gefühl ihrer Heimat Mexiko“, wie sie selbst sagt.
Wir wünschen Micaela von Herzen einen guten Neustart in der Hoffnung, dass sie auch in Kronberg auf Menschen trifft, die ihre Kunst schätzen, und sie ihre Kreativität weiter entwickeln kann.
C Text: Michael Troesser / C Fotos Norbert Bongardt/ Michael Troesser